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VON KOPF BIS FUSS - WIE LYMPHDRAINAGEN DEM KÖRPER HELFEN

Wenn ein Patient unter häufigen Schmerzen in den Gliedmaßen leidet, wird ihm eventuell eine Lymphdrainage empfohlen. Aber worum handelt es sich bei dieser Behandlung überhaupt? Wofür ist sie sinnvoll und was sollte man darüber wissen?

Pausenlos im Einsatz. Der menschliche Körper sieht sich jeden Tag verschiedenen Herausforderungen entgegengesetzt. Auf der einen Seite findet ein ständiger Kampf gegen Viren und Bakterien statt, die in den Körper eindringen und dort Krankheiten auszulösen versuchen. Auf der anderen Seite nehmen die Menschen durch die Nahrung viele Stoffe auf, die für den Körper völlig nutzlos sind.

Zu diesen Stoffen zählen beispielsweise Farbstoffe, die ein Nahrungsmittel appetitlicher erscheinen lassen oder Konservierungsstoffe, mit denen eine Mahlzeit länger haltbar gemacht wird. Der Körper ist stetig bemüht alle Dinge aus seinem System zu schleusen, die ihm schaden könnten oder für die er keine Verwendung hat. Dafür kommt das sogenannte lymphatische System zum Einsatz.

Reinigende Organe wie die Milz, die Mandeln oder der Thymus produzieren Abwehrzellen, die Lymphozyten genannt werden. Diese Lymphozyten werden über spezielle Lymphgefäße durch den Körper transportiert und sammeln auf ihrem Weg alle Abfallprodukte und Krankheitserreger auf, die der Körper ausscheiden möchte. Pro Tag laufen ca. zwei bis drei Liter Lymphe durch den Körper. Sie reinigen das Blut, die Organe und die Körperzellen.

Das Lymphsystem hat aber noch eine zweite Funktion. Es sorgt dafür, dass Körperzellen entwässert werden. Der Körper sammelt ständig mit Nährstoffen angereichertes Blutplasma in den Zwischenwänden der Zellen an. Die Nährstoffe fließen aus dem Plasma in die Zellen. Dabei haben die Zellen keine eigene Möglichkeit den Zufluss an Flüssigkeit zu regulieren. Sie würden sich einfach immer weiter mit Blutplasma anfüllen, weil ständig neue Flüssigkeit nachfließt. Um das Platzen der Zellen zu verhindern, schwemmt der Körper überschüssige Flüssigkeit und Nährstoffe ins lymphatische System.

Die ausgeschiedene Flüssigkeit wird zusammen mit den Lymphozyten durch feine Adern geleitet und durchläuft verschiedene Filterpunkte, die Lymphknoten genannt werden. In den Lymphknoten befinden sich Immunzellen, die Krankheitserreger und Schadstoffe aus der Lymphe rausziehen und sie unschädlich machen. Die gefilterte Lymphflüssigkeit wird über das lymphatische System zum Schlüsselbein transportiert und über die linke Schlüsselbeinvene wieder dem Blutkreislauf zugeführt, um den Körper mit Flüssigkeit und Nährstoffen zu versorgen.

STÖRUNGEN IM STROM

Anders als der Blutkreislauf hat das lymphatische System keine zentrale Pumpe in Form des Herzens, die den Fluss der Lymphe reguliert. Stattdessen wird die Flüssigkeit im Körper transportiert, indem die Gefäße bei Bewegungen von Muskeln zusammengedrückt werden. Durch die Verengung wird die Lymphflüssigkeit immer weiter gedrückt, während in den Gefäßen kleine Klappen verschlossen werden. Auf diese Weise verhindert der Körper, dass die Flüssigkeit in die falsche Richtung zurückfließt.

Wenn die Menge an abzuführender Flüssigkeit mal zu groß ist, kann der Körper den Überfluss an Lymphe auch zeitweise auslagern. Dazu dehnen sich Gefäße aus und bilden kleine Nebenflüsse. Stabilisiert sich der Lymphfluss wieder, wird die überschüssige Flüssigkeit aus diesen Nebenflüssen abtransportiert und die Gefäße schrumpfen wieder.

Wird dagegen über längeren Zeitraum vermehrt Lymphflüssigkeit in das lymphatische System geleitet, können die Gefäße den Überfluss nicht mehr kompensieren. Die Gefäße verändern sich und es kommt Flüssigkeitsansammlungen, die Lymphödeme genannt werden.

Im Anfangsstadium schwellen die betreffenden Körperpartien durch ein Lymphödem an. Die betroffenen Stellen fühlen sich relativ elastisch an. Nach leichtem Druck auf die Schwellungen bilden sie sich nur langsam wieder zurück. Je mehr Lymphe sich im Ödem allerdings einlagert, desto fester wird die Schwellung auch. Jede Bewegung und jede Form von Druck auf das Ödem löst Schmerzen aus und die betroffenen Gliedmaßen fühlen sich zunehmend schwerer an.

Darüber hinaus bildet sich der natürliche Schutzmantel der Haut über einem Lymphödem mit der Zeit zurück. Die gespannte Haut wird trocken und rissig, wodurch Viren und Bakterien leichter in den Körper eindringen können. Gleichzeitig wird die Wundheilung behindert. Selbst kleine Stellen heilen nur schwer ab und stellen ein erhöhtes Infektionsrisiko dar.

Der Körper ist stetig bemüht alle Dinge aus seinem System zu schleusen, die ihm schaden könnten oder für die er keine Verwendung hat. Dafür kommt das sogenannte lymphatische System zum Einsatz. Konserviertungsstoffe und Farbstoffe in unseren Nahrungsmitteln wie auch Medikamente zählen zu diesen "schädlichen Stoffen".

MÖGLICHE URSACHEN EINES LYMPHÖDEMS

Mediziner unterscheiden zwischen zwei Formen des Lymphsystems. Auf der einen Seite gibt es das primäre Lymphödem, das durch angeborene Störungen des Lymphabflusses entsteht. Die Lymphgefäße betroffener Personen sind zu eng oder sie sind fehlerhaft ausgebildet. Eine Störung der Gefäßklappen kann vorliegen oder die Gefäße sind nicht in der Lage sich auszudehnen. Eine fehlerhafte Entwicklung der Lymphknoten kann ebenfalls für den Rückstau der Lymphflüssigkeit verantwortlich sein und zur Bildung eines primären Lymphödems führen.

Die Schwellungen beginnen bereits während der Pubertät beziehungsweise innerhalb der ersten drei Lebensjahrzehnte. Auch in Folge einer Schwangerschaft kann sich ein primäres Lymphödem bilden. Zuerst sind körperferne Stellen wie die Zehen oder die Finger betroffen. Allerdings breitet sich das Lymphödem mit der Zeit immer weiter zur Körpermitte hin aus.

Ein Drittel aller Ödem-Patienten leiden unter einem primären Lymphödem. Dabei sind nahezu 80% der Betroffenen Frauen.

Auf der anderen Seite gibt es das sekundäre Lymphödem. Diese Form wird auch als „erworbenes Lymphödem“ bezeichnet, weil die Flüssigkeitsablagerungen als Folge anderer Erkrankungen oder Traumata auftreten. Patienten, die durch einen Unfall oder eine Operation lange Zeit im Bett liegen müssen neigen beispielsweise zu einem sekundären Lymphödem.

Der Bewegungsmangel begünstigt das Einlagern von Flüssigkeit und fördert somit die Bildung eines Ödems. Aber auch durch Infektionen mit Viren oder Bakterien kann der Abfluss der Lymphe gestört werden. Gerade wenn die Lymphknoten durch eine Erkrankung dauerhaft angeschwollen sind, ist ein Rückstau der Lymphe im Körper sehr wahrscheinlich.

Viele Patienten, bei denen sich ein sekundäres Lymphödem bildet, leiden allerdings an schwerwiegenden Erkrankungen wie einer Niereninsuffizienz oder einer Krebserkrankung. Im Gegensatz zu einem primären Lymphödem tritt ein sekundäres Lymphödem allerdings häufiger einseitig auf. Patienten haben dann nur im linken Bein oder nur im rechten Bein einen gestörten Abfluss der Lymphe, aber nicht auf beiden Seiten gleichzeitig.

MIT LYMPHDRAINAGE GEGEN FLÜSSIGKEITSEINLAGERUNGEN

Um die vom Körper fehlerhaft eingelagerte Flüssigkeit zu beseitigen, setzten Therapeuten die sogenannte Lymphdrainage ein. Anders als der Name es vermuten lässt, wird die Lymphe aber nicht einfach abgelassen. Wenn man eine äußere Drainage einsetzten würde, um die Flüssigkeit aus dem Körper fließen zu lassen, dann würde sich das krankhaft gedehnte Gewebe des Lymphödems in wenigen Wochen wieder mit Flüssigkeit anfüllen.

Eine manuelle Lymphdrainage, kurz MLD, ist eine sogenannte innere Drainage, bei der die ursprüngliche Körperfunktion zum Abtransport der Lymphe unterstütz wird. Dazu werden kreisförmige Pump- oder Schöpfgriffe mit leichtem Druck auf die angeschwollenen Körperpartien ausgeübt.

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Durch diese Bewegungen wird die Entstauung der Lymphflüssigkeit angeregt und der Abfluss der Flüssigkeit durch das Lymphsystem unterstützt. Eine Lymphdrainage soll allerdings nicht mit übermäßigem Druck die Lymphflüssigkeit aus dem Ödem pressen. Wird zu viel Druck ausgeübt, kann die überschüssige Flüssigkeit nur weiter ins Gewebe gedrückt werden, sodass sich noch mehr Raum bildet, in den Lymphflüssigkeit einlaufen kann.

WIE GEHT MAN BEI EINER LYMPHDRAINAGE VOR?

Eine Lymphdrainage beginnt nicht bei dem Ödem selbst, sondern setzt am Hals und am Schlüsselbein an. Das hat damit zu tun, dass in dieser Körperregion sehr viele Lymphknoten dicht nebeneinander liegen, die durch die Lymphdrainage angeregt werden sollen. Darüber hinaus stellt der Hals die Körperstelle dar, in der die Lymphflüssigkeit zurück in den Blutkreislauf geführt wird.

Die kreisförmigen Bewegungen sollen die Fließgeschwindigkeit der Lymphe verbessern und die Lymphgefäße quasi aufwärmen. Darum arbeitet sich ein Therapeut langsam von der Halsregion über die Brust bis zum eigentlichen Ödem vor. Als zentrale Behandlungsstelle erhält das Ödem die meiste Aufmerksamkeit. Wenn sich die Lymphdrainage allerdings dem Ende zuneigt, bewegt sich der Therapeut wieder langsam zurück zur Halsregion. Das hat den einfachen Grund, dass er einen möglichen Rückfluss von Flüssigkeit so weit wie möglich verhindern möchte.

Im Schnitt dauert eine Lymphdrainage knapp 60 Minuten. Betroffene Patienten spüren nach der Drainage oft direkt eine Linderung der Schmerzen und eine generelle Erleichterung.

Eine Lymphdrainage beginnt am Hals, da hier die Lymphflüssigkeit zurück in den Blutkreislauf geführt wird.

NACHSORGE DER LYMPHDRAINAGE

Während eine Lymphdrainage eine Schwellung akut behandelt, müssen Formen der Nachsorge angewendet werden, um erneute Flüssigkeitsanstauungen zu verringern. Dazu erhalten Patienten zum Beispiel Kompressionsbandagen angelegt. Die Bandagen sollen verhindern, dass dich Lymphgefäße zu stark ausdehnen können und sich dadurch direkt neue Ödeme bilden.

Langfristig können Patienten auch orthopädische Kompressionsstrümpfe verschrieben bekommen. Diese Strümpfe aus Nylon sind so gestrickt, dass sie im Bereich der Füße den höchsten Kompressionsdruck ausüben, der nach oben hin immer weiter abnimmt.

Kompressionsstrümpfe sind auch als Alltagslösung gedacht, weil Patienten sie unter der normalen Kleidung tragen können.

WANN WIRD EINE LYMPHDRAINAGE ANGEWENDET?

Eine Lymphdrainage kann sowohl zur akuten Behandlung von Ödemen angewendet werden als auch als präventive Maßnahme zum Einsatz kommen. Patienten, die zum Beispiel über einen längeren Zeitraum Bettruhe halten sollen und nicht aufstehen dürfen, bekommen regelmäßige präventive Lymphdrainagen.

Auf diese Weise soll das Risiko vermieden werden, dass sich übermäßig viel Flüssigkeit in den Gliedern anstauen kann. Gerade nach einer Operation empfiehlt sich darum mehrmals pro Woche eine Lymphdrainage, bis die Patienten in der Lage sind sich wieder selbst zu bewegen.

Patienten, die in Folge einer Krebserkrankung oder durch die Chemotherapie vermehrt zu Ödembildungen neigen, bekommen eventuell auch Lymphdrainagen verabreicht. Da bei der Krebsbehandlung Lymphknoten entfernt werden oder durch die Bestrahlung zerstört werden können, neigt der Körper dazu Lymphflüssigkeit langsamer abzutransportieren. Um dem entgegen zu wirken, werden Drainagen verabreicht.

Darüber hinaus empfehlen viele Physiotherapeuten Lymphdrainagen für schwangere Frauen. Während der Schwangerschaft neigen auch ansonsten gesunde Frauen zu Wassereinlagerungen in den Gliedmaßen. Dafür ist unter anderem die Hormonumstellung verantwortlich, die eine Frau während der Schwangerschaft durchläuft. Weil die angeschwollenen Füße und Beine der Schwangeren auch durch das erhöhte Gewicht des Babys häufig wehtun und Bewegungen unangenehm machen, empfehlen sich regelmäßige Lymphdrainagen zur Schmerzlinderung.

Nicht angewendet werden sollte die Behandlungsmethode allerdings, wenn Patienten unter chronischen Entzündungen leiden oder wenn arterielle Durchblutungsstörungen vorliegen. Auch nach einer tiefen Venenthrombose sollte davon abgesehen werden. Es besteht das Risiko, dass durch die Bewegungen ein Thrombus in Bewegung gesetzt wird und dadurch Blutgefäße verstopft werden können.

WER VERABREICHT LYMPHDRAINAGEN?

Lymphdrainagen anzuwenden klingt relativ einfach. Allerdings benötigt es viel Erfahrung, um zu wissen, wie eine Drainage durchgeführt werden muss und worauf zu achten ist. Physiotherapeuten und Orthopäden mit einer entsprechenden Zusatzqualifikation haben die richtige Anwendung von manuellen Lymphdrainagen gelernt. Sie wissen genau, wie sie beginnen müssen, wie der Bewegungsablauf auszusehen hat und wie viel Druck sie ausüben können.

Es empfiehlt sich nicht, dass Patienten selbst versuchen eine Lymphdrainage an sich auszuführen. Da ihnen die praktische Erfahrung fehlt, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass ihnen bei der Ausübung Fehler unterlaufen. Entweder üben sie zu viel Druck aus oder sie schieben die Lymphflüssigkeit eher statt sie in Bewegung zu versetzten. Statt zu helfen, kann eine falsch angewendete Lymphdrainage die Schmerzen nur vergrößern, weshalb die Behandlungsmethode auch nur von Medizinern ausgeführt werden sollte, die sich damit wirklich auskennen.

Eine Lymphdrainage sollte von einem Spezialisten durchgeführt werden. Eine falsche Technik kann den Körper mehr stressen als entlasten.

WIE OFT SIND LYMPHDRAINAGEN NÖTIG?

Die Häufigkeit der Lymphdrainagen orientiert sich zum einen an den Ursachen der Flüssigkeitsansammlung und zum anderen an eventuell weiterführenden Behandlungen. Eine schwangere Frau ist in der Regel während ihrer Schwangerschaft von Ödemen geplant. Nach der Geburt des Kindes kann sich ihr lymphatisches System aber wieder normalisieren, wenn sich der Hormonhaushalt der Frau wieder umstellt. Der Abtransport der Lymphe verbessert sich in der Regel wieder und Gliedmaßen schwellen ab. In so einem Fall wäre eine Lymphdrainage nicht länger notwendig.

Das gleiche ist auch der Fall, wenn eine Lymphdrainage als präventive Behandlung nach einer Operation oder einem Unfall angewendet wird. Solange die Patienten im Bett liegen müssen und sich gar nicht oder nur wenig bewegen dürfen, erhalten sie Lymphdrainagen im regelmäßigen Abstand. Wenn die Behandlung allerdings abgeschlossen ist und sie wieder beweglicher sind, wird den Patienten eher leichter Sport empfohlen, um die Regulation der Lymphflüssigkeit im Körper zu verbessern.

Anders verhält es sich dagegen bei Patienten, die unter einer chronischen Erkrankung leiden, die sich auf das lymphatische System auswirkt. Auch bei Patienten, die bereits unter einem Ödem gelitten haben, besteht immer wieder das Risiko, dass sich erneut Flüssigkeit ablagert und die betreffenden Körperstellen wieder anschwellen. Regelmäßige Lymphdrainagen können zwar helfen die durch ein Ödem ausgelösten Beschwerden zu lindern. Sie können allerdings Patienten nicht heilen, die unter den Flüssigkeitsanlagerungen leiden.

Wie regelmäßig eine Behandlung mit Lymphdrainagen erfolgen sollte, entscheiden Physiotherapeuten in der Regel anhand der allgemeinen Gesundheit eines Patienten, seiner Veranlagung zur Ödembildung und dem Alter. Da bei älteren Menschen und bei Personen mit höherem Körpergewicht eher das Risiko besteht, dass sich Flüssigkeiten ablagern, würde ein Therapeut ihnen auch häufiger zur Lymphdrainage raten. Jüngere Menschen mit einer guten Gesundheit, die sich auch sportlich betätigen, neigen dagegen weniger häufig zum Stau von Lymphflüssigkeiten. Darum ist es durchaus möglich, dass sie seltener behandelt werden müssten.